Trockene oder sehr trockene Haut – das ist hier die Frage
Heute ist es mal wieder Zeit für die Aufarbeitung einer 48grams-Kundenfrage. Nachdem wir an dieser Stelle zum Beispiel seltene Inhaltsstoffe erläutert haben – Mastixöl und Edelweißextrakt gehören zu den absoluten Favoriten der Blog-Redaktion – geht es nun um eine konkrete Anfrage von Simone G. aus Köln: „Worin genau besteht der Unterschied zwischen trockener und sehr trockener Haut? Und wie kann ich sie bei mir selbst erkennen?” Eine wichtige Unterscheidung in der Tat.
Nein, wir sind keine Dermatologen
Zuerst ein Hinweis in eigener Sache. Es ist nicht das erste Mal, dass wir das schreiben, aber es ist wichtig: Die Lektüre dieses Blogs ersetzt keinesfalls den Besuch beim Dermatologen. Wir stellen hier aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zusammen, geben tiefgreifende Informationen zu Inhaltsstoffen und Wirkweisen oder berichten von den Erfahrungen, die man bei einem erfolgreichen Skincare-Label macht – aber zum Schluss gilt doch immer: Wer unsicher ist und/oder akute Probleme hat, der sollte schnellstmöglich einen Termin beim Hautarzt machen. Nach diesem Disclaimer nun also unsere Recherche-Ergebnisse zur Anfrage von Simone G.
Von Martini bis Grusellicht
Trocken oder sehr trocken – das ist hier die Frage. Tatsächlich lässt sich das bei einem Martini leichter beantworten. Der Barkeeper sollte sich auskennen und die gewünschte Variante mixen können. Während sich der Geschmack bei den Drink-Varianten also erheblich unterscheidet, bilden die Gesichtshaut in beiden Fällen recht ähnliche Erkennungsmerkmale aus. Kleiner Tipp dazu: Idealerweise findet die sogenannte Sichtprobe vor einem Spiegel in einem lichtdurchfluteten Raum statt – und keinesfalls mit Unterlicht. Das Problem kennt wohl jeder aus Gruselfilmen. So verstärkt sich nur die optische Tiefe möglicher Falten. Aber nun zu den Fakten: Sehr trockene Haut ist erkennbar daran, dass sie glanzlos ist, erkennbar feinporig, leicht rissig und rau-schuppig. Zudem ist sie wenig elastisch – wenn man sie also mit zwei Fingerkuppen über die Wangenknochen verschieben will, passiert recht wenig. Das liest sich alles nicht besonders schön… Die Symptome trockener Haut sind aber nur bedingt besser: Feinporigkeit und Rissigkeit sind auch hier sichtbar, nur halt weniger stark. Die Schuppenbildung ist auf wenige Areale begrenzt und die Flexibilität etwas größer. Die Probe aufs Exempel – also ein Test mit mehr Aussagekraft – sieht wie folgt aus: Das Gesicht wird vorsichtig gereinigt und anschließend NICHT mit Pflegeprodukten behandelt. Nach einer Stunde legt man ein Papiertüchlein auf den Nasenrücken und drückt es vorsichtig an. Wenn anschließend ein feiner – sorry für das Wort – Fettfleck auf dem Tuch erkennbar ist, dann ist die Haut „bloß” trocken.
Ein Hydrolipidfilm als Rettungsschild
Bevor wir zu den Rettungsmaßnahmen kommen, ist es wichtig zu verstehen, warum gerade das Gewebe im Gesicht zum Austrocknen neigt. Immerhin umgibt uns der Mantel der Haut am ganzen Körper. Durchschnittlich (ja, das wurde mal wissenschaftlich berechnet) sind das 1,8 Quadratmeter Fläche – bei einem Gewicht von 3,5 bis 10 Kilo. Also warum „tickt” die Gesichtshaut anders. Der Grund ist schnell genannt: Sie ist zu jeder Zeit den Elementen ausgesetzt und damit anfälliger für Schädigungen. UV-Strahlung trifft sie immer, Kälte ebenfalls und trockene Luft auch. Hinzu kommt, dass das Gewebe unter den Augen noch einmal deutlich dünner ist. Geschützt wird dieses also eher komplexe System durch ein Zusammenspiel von Talgproduktion (die Drüsen produzieren 1 bis 2 g Fett pro Tag) und Feuchtigkeit. Das sind nur die beiden wichtigsten Aspekte, um einen schützenden Hydrolipidfilm auszubilden und damit die Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse aufrechtzuerhalten. Wenn nun aber ein Faktor ausfällt bzw. deutlich vermindert zur Verfügung steht, kommt es zu den eingangs erwähnten Problemen.
Die Auslöser für trockenes Gewebe
Wie zuvor schon angedeutet: Das waren nur zwei Auslöser von vielen. Hier ein kurzer Abriss von weiteren Faktoren – ohne Anspruch auf Vollständigkeit (ansonsten würde dieser Blog-Eintrag die Länge eines gesamten Lexikons erreichen): Krankheiten wie Gastritis (Magenschleimhautentzündung), Morbus Crohn (und weitere Darmerkrankungen), Schilddrüsenunterfunktion, zahlreiche allergische Erscheinungen oder Diabetesformen. Einflüsse von außen wirken ebenfalls auf die Hautgesundheit: Seelische und/oder Stressbelastungen, zu viel Kontakt zu Wasser und/oder Schweiß (das betrifft vor allem Sportler), Hitze und Kälte (oder der Wechsel von beiden) sowie chemische Substanzen wie Wasch- und Reinigungsmittel, Farben oder Lösungsmittel. Puh, was für ein Bandwurmsatz. Aber haben Sie, liebe Leser, einen besseren Einblick. Kommen wir kurz noch zu den Klassikern der sogenannten „inneren Einflüsse”: Wer sich häufiger mal ein Gläschen gönnt, schädigt nicht nur Leber und Nerven, er betreibt auch Raubbau an der Haut (der Alkohol wird auch über die Schweißdrüsen abgebaut). Raucher inhalieren nicht nur Nikotin, sondern auch Kohlenmonoxid – was wiederum die Blutgefäße verengt. Das Ergebnis im Gesicht: Es entstehen früher und mehr Falten; zudem steigt das Risiko von Schuppenflechte. Grundsätzlich gilt auch: Wer mehr Wasser trinkt, hydriert den ganzen Körper inklusive seiner Haut. Zum Schluss der Aufzählung noch folgender Hinweis: Alles kann in Maßen genossen werden – auch tierische Eiweiße, Süßspeisen und Limonaden. Es kommt darauf an, dass man einen Gegenpol schafft. Zum Beispiel mit dem Verzehr von vitaminreichem Obst und Gemüse. Wer nun also erwartet hat, dass sich die Auslöser für trockene und sehr trockene Haut unterscheiden, den mussten wir bei der Kurzaufzählung zwangsläufig enttäuschen.
Die besten Tipps gegen trockene Haut
Im Grunde genommen ist die „sehr trockene Haut” also die nächste Eskalationsstufe. Statt 5 vor 12 … ist es schon eine Minute vor Mittag. Dennoch fassen Dermatologen beide Zustände unter dem Begriff Xerose zusammen. Der Behandlung liegt immer eine Beurteilung durch einen Arzt zugrunde. Schließlich kann der Auslöser auch ein krankhafter sein – wie oben geschildert. Doch das Gewebe braucht schlussendlich immer Feuchtigkeit. Und zwar von innen wie von außen. Täglich sind 2 Liter Wasser als Trinkmenge verpflichtend. Und idealerweise eine salzarme Ernährung – somit wird die Entwässerung des Körpers deutlich eingegrenzt. Anders sieht es mit der Flüssigkeit von außen aus. Hautmediziner raten von täglichem Duschen ab. Zwei- bis dreimal pro Woche sollten das Maximum sein. Zudem darf das Wasser nur lauwarm sein – nie aber heiß. Auch aufs anschließende Abreiben mit einem Handtuch sollte verzichtet werden – beides sorgt dafür, dass der wichtige Lipidfilm auf der Haut abgetragen wird. Logisch, aber immer eine Erwähnung wert: Reinigungsschäume mit Duftstoffen und Alkohol sind ebenso tabu wie scharfe Seifen – idealerweise werden rückfettende Waschprodukte eingesetzt. Direkt nach der Dusche braucht das Gewebe am ganzen Körper – vor allem aber im Gesicht – Produkte mit Sheabutter oder Arganöl. Vitamin E oder Allantoin haben hier einen rückfettenden Effekt. Wenn es um die Lippenpflege geht, bietet sich Vaseline an – aber auch Bienenwachs ist bestens geeignet – bedingt durch seine entzündungshemmende Wirkung.
Das ist die gute Nachricht
Grundsätzlich ist trockene bis sehr trockene Haut behandelbar. Das ist die gute Nachricht. Zumeist reicht es sogar, die zuvor geschilderten Fehler nicht mehr zu machen. Allerdings besteht immer die Gefahr, dass das Gewebe bereits irreparablen Schaden genommen hat. In diesem Fall geht es um den Erhalt des Status quo. Doch ohne einen Dermatologen ist das kaum machbar. Zusammenfassend lässt sich sagen: Wer nun einen Eindruck bekommen hat, wie sich trockene und sehr trockene Haut unterscheiden lassen, der wird sich ohnehin mit dem Arzt seines Vertrauens in Verbindung setzen. Ein Therapieplan muss her. Damit in der Folge die Haut wieder geschmeidig(er) und besser durchfeuchtet wird. Vielleicht ist das Umsetzen einer täglichen Pflege nervig und anstrengend und zeitraubend. Doch wenn das Ergebnis wieder ein strahlender Teint ist, hat sich der Aufwand sicherlich gelohnt.